Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Dead-line so heißt, weil man sich ziemlich tot fühlt, wenn man sie erreicht. Und tatsächlich liegt man das eine oder andere Mal erschöpft mit dem Kopf auf der Computer-Tastatur, nachdem man im E-Mail-Programm auf „senden“ geklickt hat und der Text weg ist.
Aber eigentlich mag ich meine Deadlines. Es sind manchmal ziemlich viele, aber irgendwie ist doch jede Deadline gleich. Nur wegen ihr, quäle ich mich morgens aus dem Bett, ziehe „richtige“ Klamotten an und gehe ins Büro. Dort sitzt sie dann am Schreibtisch neben mir und fragt mich dauernd „Bist du schon fertig?“
Ich gucke sie böse an und sage ihr, dass sie noch nicht dran ist. Erst in einer Woche.
„Ja“, antwortet die Deadline, „aber was, wenn du es nicht rechtzeitig schaffst? Dann passieren schlimme Dinge!“
Ich grummele vor mich hin und sperre die Deadline in einen Schrank. Dann gucke ich Youtube-Videos, frage meine Mails ab und überrede die Büro-Kolleginnen mitten am Tag zu einem Kaffee. Einige von ihnen lehnen höflich ab. Die stehen offenbar total unter der Fuchtel ihrer Deadline.
Also setze ich mich wieder hin und bringe meinen Text zu Ende. Als ich die Deadline wieder aus dem Schrank lasse, ist sie erstmal beleidigt. Doch dann stellt sie fest, dass wir total im Zeitplan liegen. Alles ist pünktlich fertig und voraussichtlich werden keine schlimmen Dinge passieren.
Die Deadline ist begeistert. „Beim nächsten Projekt schicke dir meine Schwester“, sagt sie. „Die ist genau wie ich. Nur strenger.“